Und was sagt die Polizei dazu?

In seiner Rüstung auf Rollen stürzt sich Jean-Yves Blondeau Alpenpässe hinunter. Das nennen viele verrückt. Er selbst nennt das „Buggy Rollin“ und will daraus eine neue Sportart machen. Ein Interview.

Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung
04. Februar 2009

Sie fahren mit 120 Kilometern pro Stunde auf dem Bauch liegend Alpenpässe hinunter. Von der Straße trennen Ihren Körper nur 30 Inline-Rollen. Wie oft waren Sie schon im Krankenhaus?
Niemals, seit ich zwölf Jahre alt bin. Beim „Buggy Rollin“ gab es nur leichte Prellungen. Mein Anzug ist wie eine moderne Rüstung bestehend aus Kunststoffen, Alu-Legierungen, Stahl und Karbon. Die Haut berührt nie den Asphalt. Außerdem weiß ich, was ich tue. Selbst bei Höchstgeschwindigkeiten kann ich bis auf fünf Zentimeter genau abbremsen.

Wie fühlt sich so eine Fahrt an?
Das ist der größte Kick, den du kriegen kannst. Man fliegt über die Straße und spürt sie dabei unmittelbar am ganzen Körper. Im Kopf laufen dabei permanent wahre Daten-Explosionen ab.

Und was sagt die Polizei dazu?
Die sieht mich zum Glück selten. Ich warte ab, bis die Straßen einigermaßen leer sind, verstecke mich im Wald. Auch damit die Autofahrer nicht erschrecken, denn so was wie mich haben die ja noch nie gesehen. Leider kann ich es nicht vermeiden, manche auf der Straße zu überholen. Das tut mir leid.

Wie sind Sie eigentlich zu Ihrem eigenartigen Anzug gekommen?
Die Idee hatte ich während meines Design-Studiums. Geschwindigkeit und das Zusammenspiel von Mechanik und Anatomie haben mich fasziniert. Schon als Kind lief ich gern auf Rollschuhen. Ich habe mit Skatern, Turmspringern, Schwimmern und anderen Sportlern gesprochen und herausgefunden, dass viele Körperbewegungen und -positionen nicht genutzt werden. Mit „Buggy Rollin“ will ich maximale Bewegung ermöglichen.

Und jetzt soll daraus eine neue Sportart werden.
Ja, das Potential ist riesig. Man kann mit dem Anzug nicht nur Straßen herunterfahren, sondern vor allem in Deutschland auch enteiste Bob-Bahnen. In der Halfpipe macht es großen Spaß, und Tanzen wird zu einem neuen Erlebnis.

Aber gibt es denn noch mehr Verrückte wie Sie?
Ich bin eigentlich ein ruhiger Typ. Täglich gibt es viele Anfragen, ob ich noch mehr Anzüge hätte. Noch handelt es sich um ein Unikat. Aber ich habe einen Investor gefunden, und bald wollen wir den Anzug für etwa 1500 Euro auf den Markt bringen.

Dabei hilft sicherlich auch der Film „Der Ja-Sager“, wo sie als Jim Carrey-Double mitmachen. Wie war es in Hollywood?

Jim Carrey ist offen für alles Extreme und Neue und hatte mich im Internet gesehen. Beim Dreh habe ich zwei Wochen lang mit den Darstellern trainiert. Dafür wurden in und um Los Angeles ganze Straßen abgesperrt. Einfach irre.

© Constantin Wißmann